Arbeitsvermögen

Das Subjekt ist mehr als seine Arbeitskraft – Arbeitsvermögen als notwendig zentrale Kategorie.

Die gesellschaftstheoretische Kritik hat allzu oft das Subjekt reduziert auf seine formalen Aspekte, auf seine Tauschwertseite – also auf die Arbeitskraft. Selbst wenn, wie in den letzten Jahren, das Subjekt “entdeckt” wird, bleibt es meist ein vages Konglomerat all dessen, was jenseits der Warenförmigkeit von Arbeitskraft angesiedelt ist.

Eine klare Analytik und Kritik braucht aber eine Kategorie, die im Subjekt verortet ist und den dialektischen Gegenpart zur Warenförmigkeit der Arbeitskraft darstellt. Das ist das Arbeitsvermögen und es steht für Qualitäten, die sich per se einer Transformation in Arbeitskraft entziehen.

Die Kategorie des Arbeitsvermögens findet sich noch in den Marxschen Frühschriften, verliert sich dann aber. Sowohl Negt und Kluge wie die feministische Kritik entdecken das Arbeitsvermögen neu, lassen es aber fallen und entwickeln es nicht zu einer operationalisierbaren Kategorie weiter. Mit der Zunahme des Immateriellen wird nun die Gebrauchswertseite der Arbeit zum Schlüssel der Analyse und das Arbeitsvermögen zur zentralen Kategorie, um Informatisierungsprozesse auch in ihren qualitativen Auswirkungen auf das Subjekt fassen zu können.

Der AV-Index

Lebendiges Arbeitsvermögen und Erfahrung als Ressourcen auf dem Weg zu Industrie 4.0. Werden übermorgen 47% der Beschäftigten durch die neue Technik wegfallen wie Frey und Osborne sagen?

In unserem ersten Working Paper zum AV-Index haben wir stattdessen gefragt: Wie stark gehen die Beschäftigten in Deutschland heute schon mit Komplexität und Wandel an ihrem Arbeitsplatz um? Mit den Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung und dem von uns entwickelten AV-Index lässt sich das für Qualifikationsniveaus, Branchen und Berufe zeigen.

Das Buch Arbeitsvermögen

Arbeitsvermögen: Ein Schlüssel zur Analyse (reflexiver) Informatisierung

Buch Arbeitsvermögen

Was macht eigentlich das Neue an Arbeit im Teleservice, mit Agententechnologien, mit Avataren aus? Wo liegen die emanzipatorischen Potenziale, wo die Chancen und Gefahren von OpenSource, e-Recruiting, SAP R/3? Dieses Buch zeigt, dass ein genauer empirischer Blick auf die vielfältigen Formen informatisierter Arbeit notwendig ist – und dass dieser wiederum theoretisch fundierte Begriffe und Analysekategorien bedingt. Zunächstgeht es um einen tragfähigen Begriff der informatisierten Arbeit, deren reflexive Dimension in produktiver Auseinandersetzung mit dem Forschungsprogramm der “Reflexiven Moderne” diskutiert wird. Anschließend wird ein theoretisch begründetes Raster für die arbeitssoziologische Analyse entwickelt, das den verschütteten Marxschen Begriff des Arbeitsvermögens zu neuen Ehren bringt – im dialektischen Zusammenspiel mit der Arbeitskraft. Die herausgearbeiteten Kategorien unterzieht die Autorin einem Praxistest an eigenen Forschungsergebnissen: an der Identifizierung neuer Trends in der Informatisierung von Arbeit und an der Einführung von Teleservice in Maschinenbaubetrieben.

Arbeitsvermögen. Ein Schlüssel zur Analyse (reflexiver) Informatisierung.
Erschienen bei Springer VS. ISBN: 978-3-322-80561-4.

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